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Oberhausen gedenkt der Opfer der Reichspogromnacht
Mit der traditionellen Gedenkstunde am früheren Standort der Alt-Oberhausener Synagoge haben Oberhausenerinnen und Oberhausener der Opfer der Reichspogromnacht gedacht. Dutzende Bürgerinnen und Bürger waren am Donnerstag, 7. November 2024, der Einladung der Gedenkhalle in die Friedenstraße gefolgt, um mit Oberbürgermeister Daniel Schranz und zahlreichen weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft ein Zeichen gegen Antisemitismus und Faschismus zu setzen. Sie gedachten der Jüdinnen und Juden, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Nazi-Schergen überfallen, drangsaliert und terrorisiert wurden, in Oberhausen wie überall in Deutschland.
Oberbürgermeister Schranz betont die Bedeutung des Erinnerns
In seiner Ansprache betonte Oberbürgermeister Schranz die Bedeutung des Erinnerns und erklärte das anhand von zwei aktuellen Zahlen: Laut einer von der Landesregierung in Auftrag gegeben Studie fordern 47 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen, einen „Schlussstrich unter die Vergangenheit“ des Holocausts zu ziehen. Gleichzeitig ist die Zahl der antisemitischen Straftaten allein im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr um 85 Prozent auf 245 gestiegen.
„Diese Zahl zeigt nur zu deutlich, warum die 47 Prozent der Menschen in NRW falsch liegen, wenn sie fordern, man müsse einen Schlussstrich unter den Holocaust ziehen. Das Gegenteil ist der Fall!“, sagte Schranz, und bekräftigte: „Wir werden in Oberhausen weiter der Opfer der Reichspogromnacht gedenken, denn der 9. November 1938 steht wie wenige andere Daten für den staatlich organisierten Antisemitismus des nationalsozialistischen Deutschlands, der im Völkermord an den Jüdinnen und Juden Europas gipfelte – diesem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.“
Kranz den Oberhausener Opfern der Reichspogromnacht gewidmet
Gemeinsam mit David Geballe, dem Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde Duisburg – Mülheim – Oberhausen, und Juliane Lang von der liberalen jüdischen Gemeinde Perusch, widmete der Oberbürgermeister den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, die Opfer des Pogroms wurden, einen Kranz am Haus Nummer 24, dem früheren Standort der Synagoge.
Oberrabbiner Geballe sprach ein Gebet zum Gedenken an die Opfer des Holocaust und des 7. Oktober 2023. Dann las Laurin Richartzhagen, Schüler am Bertha-von-Suttner-Gymnasium, seine Kurzgeschichte „Morgen“, zu der ihn der Besuch des Konzentrationslagers Theresienstadt und die Beschäftigung mit den tausenden dort inhaftierten Kindern bewegt hatte. Und Mitglieder des Ensembles des Theaters Oberhausen trugen Texte vor, darunter das Gedicht „In dieser Zeit“ der jüdischen Dichterin Mascha Kaléko.
Hintergrund
In der Reichspogromnacht 1938 ermordeten Nationalsozialisten in Deutschland mehrere hundert Jüdinnen und Juden, zerstörten jüdische Gotteshäuser, Gebetsräume sowie Wohnungen und Geschäfte jüdischer Kaufleute. Auch in Oberhausen wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Synagoge an der Friedenstraße 24 angezündet. Sie brannte völlig aus und wurde später abgerissen.