Masterplan Neue Mitte
Anlass
Der Masterplan Neue Mitte widmet sich einem besonderen und einzigartigen Stadtteil. Denn in enger Nachbarschaft zueinander liegen hier touristische und kulturelle Attraktionen, denkmalgeschütze Zeitzeugen des Industriezeitalters, klassische Gewerbegebiete, ökologisch wertvolle Landschaftsräume und nicht zuletzt Deutschlands größte Einkaufsmeile. Aus diesem dichten Nebeneinander ergeben sich große Entwicklungspotentiale aber auch besondere Herausforderungen.
Bereits das erste Masterplankonzept aus dem Jahr 2000 hatte zum Ziel, das vorhandene Funktionsgefüge städtebaulich zu ordnen und Impulse für die weitere Entwicklung zu setzen. Zum damaligen Zeitpunkt war der Bau eines überregional bedeutsamen Themenparks auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände vorgesehen. Nachdem dieses Projekt nicht zustande kam, blieb die Fläche im Osten der Neuen Mitte bis heute in weiten Teilen ungenutzt. Um dieses Areal einer nachhaltigen Neunutzung zuzuführen, fehlen derzeit jedoch tragfähige Rahmenbedingungen.
Der Rat der Stadt Oberhausen hat daher beschlossen, eine Neufassung des Masterplans zu erarbeiten, um die Weichen für den nächsten großen Entwicklungsschritt dieses Stadtquartiers zu stellen. Im Frühjahr 2021 wurde das Frankfurter Planungsbüro AS+P zusammen mit der Innovation City Management GmbH (Bottrop) mit dieser Aufgabe betraut.
Ablauf
Die Erarbeitung des Masterplans war als mehrstufiger Planungsprozess angelegt und lief von März 2021 bis Ende Februar 2022. Die Masterplanung wurde von Gremien aus den städtischen Fachämtern und einer Lenkungsgruppe unter Leitung von Oberbürgermeister Daniel Schranz begleitet. IM Laufe der Bearbeitung wurde mit wichtigen Flächeneigentümern und Nutzern des Plangebiets sogenannte "Akteursgespräche" geführt, um diese in den Masterplanprozess einzuarbeiten. Dabei wurden die Anforderungen und Erwartungen an die städtebauliche Entwicklung des Gebiets ausgetauscht und erste konzeptionelle Planungsansätze vorgestellt.
Die erste Bürgerinformation zum Masterplan fand am 24. Juni 2021 statt. Der Masterplan Neue Mitte wurde am 16.05.2022 vom Rat der Stadt Oberhausen beschlossen.
ziele
Ziel dieses Planungsprozesses war es, den Rahmen für die Entwicklung der Neuen Mitte für die kommenden 15 bis 20 Jahre neu abzustecken. Dabei sind die zeitgemäßen Anforderungen an einen umfassend nachhaltigen Städtebau zu berücksichtigen. Im Rahmen der Erarbeitung des Masterplan- Updates Neue Mitte wurde folgendes Zielbild entwickelt:
- Die Neue Mitte ist ein bestens vernetzter Stadtbaustein im polyzentrischen System der Oberhausener Stadtteile und eine sinnfällige räumlich-funktionale Ergänzung zu den gewachsenen Siedlungskernen
- Die Neue Mitte ist ein einzigartiges Stadtquartier mit spezifischer und vielfältig urbaner Nutzungsmischung, sowie einem tragfähigen Anteil an Wohnnutzung
- Die Neue Mitte ist ein lokal, regional und überregional bedeutsamer Ort für Freizeit, Einkaufen, Kultur und Bildung
- Die Neue Mitte ist ein Ort für alle Facetten des Erwerbs- und Bildungslebens, von der urbanen Produktion über Distribution zur Dienstleitung, Foschung und Technologie
- Die Neue Mitte ist ein intensiv durchgrüntes und mit dem umliegenden Flächensystem vielfältig vernetztes Quartier, das seine besondere Attraktivität auch aus seiner Wasserlage bezieht
- Die Neue Mitte ist ein Stadtteil mit sehr guter Erreichbarkeit und einem attraktiven Mobilitätssystem für alle Modi der Fortbewegung. Mobilität in der "Neuen Mitte" ist ressourcenschonend, zukunftsweisend und auch ein Erlebnis
- Die Neue Mitte ist zeigt neues, vielfältiges urbanes Leben auf den Flächen des untergegangenen industriellen Gravitationszentrums der Stadt und der Region
- Die Neue Mitte erfüllt die zeitgemäßen Ansprüche an soziale und technische Innovation, Nachhaltigkeit und Inklusion
bausteine
Um die oben gesteckten Ziele zu erreichen, wurden im Masterplan verschiedenen Bausteine entwickelt.
Im Folgenden werden die wichtigsten kurz erläutert:
Neue Wohngebiete
Auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände (Stahlwerk Ost und Eisenbahnausbesserungswerk (später NEWAG)) entstehen zwei große Wohnquartiere für ca. 3.500-4.500 Einwohner mit dazugehörigen Infrastruktureinrichtungen wie Kindertagesstätte, Grundschule, Einzelhandel des täglichen Bedarfs, etc. Die Wohnquartiere mit unterschiedlichen Bautypologien und Bebauungsdichten werden dazu beitragen, die Neue Mitte zu beleben und zu einem eigenständigen Stadtviertel weiterzuentwickeln sowie die Anzahl qualitativ hochwertiger und dennoch bezahlbarer Wohnungen in Oberhausen zu erhöhen.
Bei der Entwicklung der beiden weitgehend autofreien Wohnquartiere sollen nicht nur die Herausforderungen des Klimawandels, sondern auch die bevorstehende Verkehrswende eine besondere Rolle spielen.
Innovationsquartier
Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) an der Osterfelder / Essener Straße bildet die Keimzelle des künftigen „Innovationsquartiers“. Hier sollen gezielt innovative Unternehmen aus den Segmenten Forschung, Technologie und Entwicklung angesiedelt werden, um das bestehende gewerbliche Nutzungsspektrum der Neuen Mitte aufzuwerten und zu differenzieren.
Mischnutzung entlang Centro-Allee und Integration von Wohnen im CentrO-Komplex
Die Mischnutzung (Dienstleistung, Büro, Hotel, Wohnen etc.) entlang der Centro-Allee sind integraler Bestandteil der weitergehenden Entwicklung der Neuen Mitte Oberhausen.
Neben den neuen Wohngebieten soll durch ausgeprägt gemischte Strukturen im Centro-Bereich ebenfalls eine deutliche Steigerung der Wohnanteile erreicht werden. Einerseits werden dazu noch nicht bebaute Grundstücke (auch im Zusammenhang mit dem Innovationsquartier) entwickelt. Andererseits könnten Bestandteile des CentrO-Komplexes (Parkhäuser) in Teilen umgenutzt werden.
Straßenbahn 105
Der Lückenschluss der Straßenbahnlinie 105, zwischen der heutigen Endhaltestelle Unterstrasse auf Essener Stadtgebiet und der bestehenden ÖPNV-Trasse der Linie 112, ist ein Projekt von regionaler Bedeutung, das die Erschließungsqualität der Neuen Mitte ganz entscheidend verbessern wird. Darüber hinaus ist diese Straßenbahn eine unabdingbare Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung der Wohngebiete im Osten der Neuen Mitte. Durch die direkte Verbindung der Straßenbahn werden neue Fahrbeziehungen im ÖPNV und somit auch neue Möglichkeiten für modale Verlagerungen geschaffen.
Städtischer Boulevard
Die Idee des städtischen Boulevards aus dem Strukturkonzept des Masterplans ist einerseits abhängig von der neuen Ausbildung der Straßenräume im Zuge der Entwicklung des Innovationsquartiers und der Mischnutzung entlang der Centro-Allee. Andererseits wird sich der Boulevard-Charakter aber auch durch die intensive Straßenraumbegrünung entwickeln. Der im Mittelstreifen gelegene Grünbereich der heutigen Straßenaufteilung bieten sich an, um erste Elemente des zukünftigen Boulevards bereits heute anzulegen.
Fuß- und Radwege
Das Strukturkonzept des Masterplans bildet die Grundlage eines Fuß- und Radwegekonzepts. Dazu gehören sowohl die Aufwertung bestehenden Verbindungen wie z.B. die Umgestaltung des Uferbereiches des Rhein-Herne-Kanals als auch die Anlage neuer Verbindungen wie die vorgeschlagenen Querungen der Osterfelder Straße und der Essener Straße.
Mobility Hub
Die Straßenerschließung der Neuen Mitte ist durch regelmäßige Überlastungen geprägt. Die beiden Anschlussstellen der Autobahn A42. Um der Überlastung des inneren Straßennetzes entgegenzuwirken, ist die Errichtung eines externen „Mobility Hubs“ vorgesehen.
Der Großteil der Besucher und Besucherinnen der Neuen Mitte hat das CentrO bzw. eine der
großen touristischen Attraktionen zum Ziel. Diese Gruppen reisen zum überwiegenden
Teil über die Autobahn A42 mit den beiden Anschlussstellen an und nutzen die heute
kostenfreien Parkhäuser an der Centroallee.
Hintergrund der Konzeption des Mobility Hubs ist die Überlegung, signifikante Anteile des Pkw-Anreiseverkehrs bereits direkt an der Autobahn abzufangen und damit sowohl das interne Straßennetz der Neuen Mitte als auch die bestehenden Anschlussstellen zu entlasten.
Urbane Seilbahn
Wesentlicher Bestandteil des Mobilitätskonzepts für die Neue Mitte ist die Errichtung eines „urbanen Seilbahnsystems“. Im Unterschied zu den klassischen „touristischen“ Seilbahnen als Punkt-zu-Punkt-Verbindung ist ein Hauptmerkmal der hier geplanten Seilbahn die Integration in das bestehende und geplante ÖPNV-Netz. Daher ist die Anbindung an den regionalen Haltepunkt in Essen-Dellwig von großer Bedeutung für die urbane Seilbahn in Oberhausen.
Straßennetzergänzungen
Die neuen Wohngebiete am Eisenbahnausbesserungswerk und auf dem Stahlwerksgelände benötigen neben der ÖPNV-Erschließung auch zusätzliche Straßennetzergänzungen im Bereich des Eisenbahnausbesserungswerks und eines neuen Bypasses im Bereich der Osterfelder Straße.
Central Park
Durch die im Rat der Stadt Oberhausen (auf Antrag der CDU und mit ergänzendem Antrag durch die SPD) wurde die Idee eines Central Parks für Oberhausen in den Masterplanprozess eingebracht. Das Konzept eines Central Parks als Grün- und Freizeitfläche mit unterschiedlich geprägten Freiräumen kann für Oberhausen, durch die Lage der Neuen Mitte, als verbindendes Element quasi zwischen den Stadtbezirken Wirkung entfalten. Die Neue Mitte würde damit eine eigene Rolle im räumlichen Kontext der Stadt finden.
Vorrangiges Ziel ist die Schaffung einer „Grünen Lunge”, die den Bürgerinnen und Bürgern maximale Aufenthaltsqualität für Erholung und Freizeit bietet sowie einen verbindenden Charakter der Stadtteile realisiert. Hierfür werden die Flächen Grafenbusch, der Kaisergarten, die Ost-West-Achse des Rhein-Herne-Kanals und der Emscher (Emscherinsel) sowie der OLGA- Park in die Planung einbezogen.
Die im Masterplan Neue Mitte 4.0 benannten Maßnahmen befinden sich aktuell in der weiteren Ausarbeitung und inhaltlichen Abstimmung. Über die im weiteren Verfahren aufkommenden Meilensteine werden wir Sie an dieser Stelle informieren.