IKHO - Interkulturelle Hospizarbeit (abgeschlossenes Projekt)

Frau Naciye P. und ihr Mann Orhan P. sind 68 bzw. 72 Jahre alt. Sie leben seit vielen Jahren in Oberhausen. Auch ihre Kinder sind hier groß geworden. Ein Sohn lebt in Hamburg, zwei Söhne in der Türkei und eine Tochter ist in Leverkusen verheiratet. Vor zwei Jahren ist Orhan P. schwer erkrankt und sein Zustand verschlimmert sich zusehends. Frau P. pflegt ihn so gut sie kann. Aber manchmal verlassen sie die Kräfte. Sie ist auch nicht sicher, ob es irgendwann mal wieder besser wird.

Oft  wünscht sie sich jemanden, mit dem sie über ihre Ängste sprechen kann oder manchmal hätte sie gerne auch ein kleines bisschen Hilfe.

1,5 Millionen über 65jährige Menschen in Deutschland haben Migrationshintergrund. Dieser Anteil wird sich  in den kommenden Jahren massiv erhöhen. Mit steigendem Alter erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, lebensgefährlich zu erkranken. In solch einer schwierigen Phase bieten Hospizdienste den Kranken und Angehörigen ihre Hilfen an.

Wie jedoch eine Studie des DRK-Landesverband Westfalen-Lippe e.V. 2012 aufzeigte, sind in den Einrichtungen der Hospiz- und Palliativversorgung kaum bis gar nicht Migranten als Nutzer der Angebote vertreten. Auch der Ambulante Hospizdienst Oberhausen kann diese Aussage aus seinem Erfahrungsbereich bestätigen.

Hier setzt das neue Projekt „Interkulturelle Hospizversorgung IKHO“ an. Träger des Projekts ist das BiG Bildungsinstitut im Gesundheitswesen in Essen gemeinsam mit dem Büro für Chancengleichheit der Stadt Oberhausen/pro wohnen international e. V. und dem ambulanten Pflegedienst „die pflegezentrale Duisburg GmbH“.  Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfond AMIF der Europäischen Union.

In Oberhausen versuchen die Projektpartner gemeinsam mit dem Ambulanten Hospiz Oberhausen e. V., wie vorhandene Leistungen der Hospiz- und Palliativversorgung für Migranten erreichbar gestaltet werden können.

Eine Schlüsselrolle  übernehmen zwei Mitarbeiterinnen des Vereins pro wohnen international e. V., die sich als „Pilotinnen“ in einem mehrmonatigen Kurs zu ehrenamtlichen Hospizbegleitern schulen lassen. Beide kommen aus türkischstämmigen Familien. Hospizhilfe, so sagen sie, gibt es in der Türkei nicht. Dort versucht man, sich im Sinne von Nachbarschaftshilfe zu unterstützen, unabhängig von Institutionen. Deshalb ist es für die meisten Migranten in Deutschland außerhalb jeglicher Vorstellung, dass es so etwas wie Hospizdienste gibt.

Das Büro für Chancengleichheit versucht mit dem Verein pro wohnen e. V. Angebote für Migrantinnen und Migranten zu schaffen bzw. erreichbar zu machen, die das Leben erleichtern, so sagt Nese Özcelik vom Büro für Chancengleichheit. Durch ihre Befähigung zur ehrenamtlicher Hospizarbeit besitzen E. Yaman und N. Aytekin, die beiden pro wohnen Mitarbeiterinnen, Informationen über Möglichkeiten der Unterstützung in Momenten schwerer unheilbarer Erkrankungen. Darüber können sie in ihren Beratungsstunden im Verein pro wohnen Informationen weitergeben und Hospizarbeit bekannt machen. So werden sie zur muttersprachlichen Kontaktperson. Wie Frau Aytekin  bestätig, werden Informationen am besten durch Mundpropaganda weitergegeben. Da ist jemand, den ich kenne, der meine Sprache spricht, der weiß wie ich „ticke“ und von diesem Menschen nehme ich gerne Informationen an.

Angebote des Ambulanten Hospizes sind für viele Menschen in Deutschland unbekannt, unabhängig von ihrer Herkunft. „Wir haben 30 Jahre lang intensive Öffentlichkeitsarbeit gemacht, jetzt wissen langsam die Menschen, dass es uns gibt“, erklärt Rafaela Schmitz vom Ambulanten Hospiz Oberhausen e. V.

„Das Gleiche wollen wir auch für die Migrantenfamilien erreichen. Wir wollen gemeinsam mit dem Verein pro wohnen international e. V. intensiv an die Öffentlichkeit gehen. Wir wollen auch von den Anderen lernen, wie man zum Beispiel in der Türkei mit solchen sensiblen Momenten umgeht. Und was können wir als Hospizdienst tun, um Migrantenfamilien adäquat zu unterstützen. Nicht nur die Migranten sollen sich auf den Weg machen, auch wir machen uns auf den Weg. Wir  möchten erfahren, was ist bei unseren Schulungen vielleicht schwer nachzuvollziehen? Was kann verändert werden? Welche Symbole verwenden wir, mit denen unser Gegenüber vielleicht gar nichts anfangen kann? Wir wollen uns auf einen Weg des Voneinander Lernens begeben. Gegenseitige Besuche im Verein pro wohnen stehen an. So kommt man ins Gespräch und erfährt, wo die Bedarfe sind. Auch Gemeinden und andere Migrantenselbstorganisationen werden in Zukunft besucht.“

„Wir wünschen uns,“ so R. Schmitz,  „dass noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund bereit sind, sich zu ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern qualifizieren zu lassen und Angebote mitzugestalten. Somit wäre für viele Migranten  muttersprachliche Begleitung und Unterstützung der Angehörigen  in dieser schwierigen Lebensphase möglich“

Weitere Informationen:

pro wohnen international e. V.
Tel.: 0208 9606945
Mo und Fr 9:00 - 12:00 Uhr
E-Mail prowohnen@t-online.de
www.pro-wohnen-oberhausen.de

Stadt Oberhausen
Büro f. Chancengleichheit
Tel. 0208 825-3967
E-Mail nese.oezcelik@oberhausen.de

Ambulantes Hospiz Oberhausen e. V.
Tel.: 0208 8101110
E-Mail: kontakt@hospiz-oberhausen.de

Ute Galonski
Tel.: 0201 3614015
E-Mail:  ute.galonski@big-essen.de

Kontakt

Stadt Oberhausen
Bereich Chancengleichheit
Leben im Alter
Nese Özcelik und Jelena Jokic
Schwartzstraße 73
46045 Oberhausen
Tel.: 0208 825-3967 
Fax: 0208 825-5030
E-Mail: alter@oberhausen.de

 

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